Einsatzbericht Bissau, Guinea Bissau 4.3-13.3.2020


Zu Beginn der Corona-Krise war diese noch nicht in dem Ausmaß erkennbar, wie nach unserer Rückkehr, so dass wir alle diesbezüglich unbedarft und voller Tatendrang von Wien über einen kurzen Aufenthalt in Dakar nach Bissau flogen.
Mit dabei, bzw. allen voran Jürgen Holle, der Senior und geistige Vater des NOMA-Teams und des Unterstützungsvereines NOMA-Austria. Von ihm angekündigt sollte dies sein letzter Einsatz sein, da er wenige Wochen später seinen 80-er Geburtstag feierte. Es war und ist Ihm sehr hoch anzurechnen und erfordert hohen Respekt davor, sich noch einmal diese Strapazen und Belastung anzutun, um uns dorthin mit Rat und Tat zu begleiten, mit immer noch jugendlichem Tatendrang und und vor allem dem vorbildlichen Einsatz und Engagement für die Ärmsten dieser Welt beispielhaft voranzuschreiten und sein Bestes zu geben.





Natürlich dabei war auch "seine" OP-Sr. Ulli, Madame Wirbelwind, mit dem gesamtheitlichen Überblick über wirklich alles Organisiatorische.
Mit Herwig Kloimstein und Max Haberzeth waren zwei Afrika erfahrene Anästhesisten dabei, die stressfrei und mit gelassener Routine die oft sehr schwierigen Narkosen bei den Kindern und Kleinkindern, ja auch Säuglingen, völlig ohne irgendwelche Komplikationen durchführten.
Anton Schwabegger, nach vielen Jahren wieder einmal dabei, allerdings erstmalig in Bissau, ergänzte und unterstützte als Plastischer Chirurg das Werken von Jürgen.




Nach der Ankunft, die gefürchtete langwierige Passkontrolle am Airport blieb Dank Vermittlung von Dr. Lassana und Dr. Cande aus, konnten wir im Kinderhaus Einblick und Überblick an die Anforderungen gewinnen, die die dort versammelten 35 Patienten und Kinder an uns stellten. Jeder Patient war, und das hat sehr positiv überrascht, vorbildlich schriftlich und fotografisch dokumentiert und hatte eine Krankengeschichte, ein Dossier vorliegen, anhand dessen wir eine Reihung der geplanten Operationen vornehmen konnten und damit bereits einen kompletten Operationsplan für die Woche unseres Aufenthaltes. Allerdings wurden Kinder, die Fieber hatten oder offensichtlich krank erschienen (Aszites, Somnolenz, mangelernährt etc.) nicht auf den Operationsplan aufgenommen, um mögliche Probleme und Risiken durch Narkose und/oder Operation zu minimieren. So verblieben dann 18? Patienten, wobei die schwierigsten Eingriffe zu Beginn der Woche durchgeführt wurden, um für den Fall von Komplikationen diese noch zu managen. Die leichteren Eingriffe, einige z.T. auch in Lokaler Anästhesie wurden dann gegen Ende der Woche erfolgreich durchgeführt.




Begleitet hat und bei diesen Eingriffen Dr. Lassana , ein schon erfahrener Allgemeinchirurg aus Bissau, der sich bei den Noma- und Lippenspaltenoperationen hiermit einige plastisch-chirurgischen Techniken aneignen konnte und zuletzt auch Teilschritte von Operationen selbständig ausgeführt hatte.
Die postoperative Überwachung und Betreuung incl. der gemeinsamen Verbandswechsel wurde von einem Team um Dr.Lassana bestens in äußerst angenehmer Atmosphäre durchgeführt, die Kinder und jugendlichen Patienten konnten in vollstem Vertrauen postoperativ übergeben werden.
Ausrüstung und Material waren auch bestens in Schuss gehalten worden und durch neue Lieferungen ergänzt. Zuletzt konnten wir teilweise schon abgeheilte und andererseits komplikationslos heilende Patienten in die pflegende Obhut unserer einheimischen Mitarbeiter vor Ort überlassen.
Der Rückflug allerdings war Corona-bedingt fast abenteuerlich, mit einem Tag Zwangsaufenthalt in Dakar und Stornierungen bzw. Umbuchungen, mit stündlichen "spannenderen" Informationen über die drohenden Grenzschließungen und Quarantänemaßnahmen für Rückreisende aus Krisengebieten, wobei dieses Mal das Krisengebiet nicht in Afrika, sondern in Europa lag und noch liegt. Letztendlich kamen wir noch alle gesund nach Hause, bevor der shut-down uns allen, auch denen die Afrika nicht kennen, im "sauberen" Europa offenbarte, was Leben mit Infektionsgefahren eigentlich bedeutet.

Zusammenfassend und rückblickend auf diesen Einsatz konnte man aber den Eindruck gewinnen, dass sich jahrelange Vorarbeiten nun derartig positiv ausgewirkt haben, dass mit diesen und mit den gewonnenen Erfahrungen das gemeinsame integrative Arbeiten mit den "Locals", dem salopp so genannten einheimischen medizinischen Personal zunehmend erleichtert und routinierter wurde und wird.

Abschließend sei hier nochmals das Zitat von Max aus dem Bericht des Aufenthaltes in Bissau 2017 wiederholt:
 "Man kann dort zwar nicht die Welt retten, aber man kann doch das Einzelschicksal einiger Kinder und Jugendlicher wesentlich verbessern."
Bericht :Prof. Dr. Anton Schwabegger

Wir bedanken uns herzlichst bei unseren treuen Spendern , den vielen Menschen die uns auch in Österreich mit persönlicher und  selbstloser Hilfestellung zur Seite stehen. Ohne sie wären diese Operationseinsätze nicht möglich.
Ulli Nothegger
Noma Team Austria in Kooperation mit Nomahilfe ev.



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